Predigten

im Jaht 2020 *** im Jaht 2021

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Predigten für zuhause im Corona_Jahr 2021

Übersicht

Predigt zur Jahreslosung 2021

„Alltagswunder“ – Predigt vom 17. Januar 2021

„Wenn der Nebel die Sicht versperrt“ – Predigt vom 1. Advent 2021

„Wie soll ich dich empfangen“ – Predigt vom 2. Advent 2021

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Wie soll ich dich empfangen

Predigt am 2. Advent 2021 in der Evangelischen Kirche Unterschwarzach von Angelika Schmidt, Pfarrerin

1 Wie soll ich dich empfangen und wie begegn‘ ich dir, o aller Welt Verlangen, o meiner Seelen Zier? O Jesu, Jesu, setze mir selbst die Fackel bei, damit, was dich ergötze, mir kund und wissend sei.
5 Nichts, nichts hat dich getrieben zu mir vom Himmelszelt als das geliebte Lieben, damit du alle Welt in ihren tausend Plagen und großen Jammerlast, die kein Mund kann aussagen, so fest umfangen hast.
6 Das schreib dir in dein Herze, du hochbetrübtes Heer, bei denen Gram und Schmerze sich häuft je mehr und mehr; seid unverzagt, ihr habet die Hilfe vor der Tür; der eure Herzen labet und tröstet, steht allhier. (EG 11)

Drei Sterndeuter auf dem Weg nach Bethlehem, auf dem Weg zu einem neu geborenen König, der größer ist als alle Könige dieser Welt. Drei Sterndeuter, die nicht gerade zu den armen Leuten gehörten. Das sieht man an den wertvollen Geschenken, die sie für den neuen König mit sich führen. Es ging ihnen gut. Warum machen sie sich auf so eine beschwerliche Reise? Sie haben doch alles?

Sie müssen gespürt haben, dass er mehr geben kann als aller Reichtum, den sie bereits besitzen. Sie gehen in ein fremdes Land, ohne zu wissen, was sie dort erwartet. In ein Land, in dem das Volk Israel litt unter der Herrschaft und Gewalt der Römer. Vor allem den armen Menschen ging es schlecht. Sie wurden schneller krank, konnten sich keine Medizin leisten.

In seinem Lied „Wie soll ich dich empfangen“, fragt der Dichter Paul Gerhardt, wie er Jesus begrüßen soll. Er bittet darum, dass Gott ihm Erleuchtung schenkt, eine Idee, wie er Jesus so empfangen kann, dass der es gut findet. Unsere drei Sterndeuter müssen sich das zuhause schon überlegen: Was für Geschenke findet der neue König gut? „Wie soll ich dich empfangen“, damit fragt Paul Gerhardt auch: Wie soll ich dich, Jesus, bei mir ganz persönlich empfangen- in meinem Herzen? Wie kann ich die Tür meines Herzens öffnen?
In der Kirche während des Gottesdienstes haben wir derzeit die Türen offen. Viele stört das, weil es zieht und weil es kalt ist. Wenn ich an das Lied denke, ist es ein gutes Zeichen: Unsere Türen sind offen. Der Herr kann kommen!

Paul Gerhardt sagt: Reißt die Türen auf, damit der König einziehen kann. Er gehörte zu den ersten Dichtern von Kirchenliedern, der sagte: Es geht nicht nur um den gemeinsamen Gottesdienst. Es geht auch um die ganz persönliche Frömmigkeit des Herzens.

Ausgerechnet Paul Gerhardt hat so einen Text gedichtet. Er hat mitten im dreißigjährigen Krieg gelebt (1607-1676). In einer Zeit, in der sehr viele Menschen an der Pest gestorben sind. Die Menschen konnten sich nicht wehren. An der Pest ist jeder Dritte in Europa gestorben. Paul Gerhardt hat also in einer Pandemie gelebt. Mitten drin. Dazu kamen gewalttätigen Übergriffen durch Soldaten. Gewalt, Hunger

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Wenn der Nebel die Sicht versperrt

Predigt am 1. Advent 2021 in der Evangelischen Kirche Michelbach von Andrea Braun, Kirchengemeinderätin Unterschwarzach

Jesus wurde in Betlehem in Judäa geboren. Zu dieser Zeit war Herodes König. Da kamen Sterndeuter aus dem Osten nach Jerusalem. Sie fragten: »Wo ist der neugeborene König der Juden? Denn wir haben seinen Stern im Osten gesehen und sind gekommen, um ihn anzubeten.« (Matthäus 2, 1-2)

Die Sterndeuter sahen den Stern und machten sich auf den Weg. So beginnt die Weihnachtsgeschichte im Matthäusevangelium. Auf den Weg nach Betlehem. Der Weg war sicherlich nicht einfach. Damals gab es noch keine Autos, Züge oder Flugzeuge. Und von Autobahnen konnten die Sterndeuter nur träumen. Der Weg war beschwerlich. Er war auch gefährlich. Denn sie führten Geschenke mit sich: Gold, Weihrauch und Myrrhe.

Die Sicherheitslage war nicht so gut wie heute. Es gab nicht so viel Polizei, viele Menschen waren arm, und es wäre eine willkommene Gelegenheit gewesen, das Gold zu rauben. Die Reise war beschwerlich. Mal waren sie müde, mal diskutierten sie, vielleicht stritten sie sich auch wo der Weg ist. Sollen sie nach rechts oder links abbiegen oder geradeaus gehen? Es war sicherlich nicht einfach, aber sie hatten eine gemeinsame Vision. Es wäre auch keine Lösung gewesen, zu sagen, ich mag nicht mehr, ich gehe nach Hause und reise alleine weiter. Das wäre viel zu gefährlich gewesen. Sie mussten zusammenhalten.

Mir hat jemand von ihrem Arbeitsplatz erzählt. Als Kollegen arbeiten sie seit vielen Jahren zusammen und sind freundschaftlich verbunden. Aber durch Corona haben sie jetzt viele Diskussionen. Die einen sind fürs Impfen und finden die Maßnahmen jetzt ok. Andere sind Impfgegner oder glauben, dass finstere Mächte uns beeinflussen wollen. Und es gibt Kollegen, die sind verunsichert und haben einfach Angst. Sie wissen nicht, was sie machen sollen. Das schöne an der Geschichte ist: Die Kollegen haben Respekt voreinander. Sie versuchen nicht, den anderen zu missionieren, sondern freundschaftlich ihren Standpunkt darzulegen und akzep-tieren, wenn einer sagt, „damit kann ich nichts anfangen. Ich lasse mich nicht impfen“, denn sie wollen auch später noch freundschaftlich und gut zusammen-arbeiten. Ich finde das gut so, denn irgendwie muss man in Gemeinschaft versuchen, zusammenzustehen und irgendwie miteinander auskommen.

Viele Menschen sind jetzt bedrückt. Der Nebel der letzten Tage wirkt auch nicht wirklich stimmungsaufhellend. Viele Ängste, Nöte und Sorgen drücken uns nieder und hüllen uns ein wie eine dicke Nebelschicht. Und wir vergessen dabei, dass Gott mit uns ist, auch wenn wir ihn nicht sehen können. Gott ist wie die Sonne. Wir wissen selbst: Wir stehen morgens auf, schauen aus dem Fenster und sehen vor lauter Nebel die Hand vor Augen nicht. Irgendwann im Laufe des Vormittags wird es heller und lichter. Und plötzlich scheint die Sonne. Und so ist es auch mit Gott. Er ist immer bei uns auch wenn wir es im Alltag oft nicht mehr wahrnehmen vor lauter Ängsten, Sorgen und Nöten. Er kann unsere Ängste aufsaugen wie die Sonne den Nebel. Daran sollen wir uns immer wieder erinnern.

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„Alltagswunder“ – Predigt vom 17. Januar 2021 über Johannes 2

Pfarrerin Angelika Schmidt

Kinder und Jugendliche haben Schule gerade digital von zuhause aus. Auch viele Erwachsene sind auf den Computer angewiesen, weil sie im Homeoffice arbeiten. Doch die digitalen Schulsysteme stürzen immer wieder ab. Genervte Eltern, genervte Kinder. Alltagsprobleme. Unsere Alltagsprobleme haben mit Corona nicht aufgehört, sondern wir haben neue Probleme. Dazu noch die Probleme, die Menschen seit eh und je haben.

Der Predigttext am Sonntag, 17.1. war die Geschichte von der Hochzeit zu Kana. (Joh. 2). Da geht es um ein alltägliches Problem, um eine Alltagskrise und wie Gott darin wirkt. Eine Hochzeit in Israel zur Zeit Jesu. Da geht dem Gastgeber der Wein aus. Noch hat es niemand gemerkt. Auch Jesu Mutter ist auf dieser Hochzeit eingeladen. Denn das ganze Dorf war eingeladen. Sie sagt zu Jesus: „Sie haben keinen Wein mehr“. Sie möchte, dass Jesus eingreift. Jesus antwortet: „Gott sucht sich den Zeitpunkt selbst aus, an dem offenbar wird, dass ich Gottes Sohn bin. Niemand sonst.“ Das heißt: Gott tut Wunder wenn Gott es will und nicht wenn jemand es gern möchte. Jesu Mutter kennt ihren Sohn. Sie vertraut ihm und weiß: Wenn Jesus etwas tun kann, dann wird er etwas tun. Deshalb sagt sie zu den Dienern: „Was er euch sagt, das tut“. Die Menschen in der Geschichte kannten Jesus noch nicht. Es ist einer der ersten Geschichten im Johannesevangelium. Sie haben mit dem Sohn Gottes auch nicht gerechnet.

Wenn wir Jesus um etwas bitten, dann erfüllt er das nicht einfach so. Gebet funktioniert nicht auf Knopfdruck. Sondern Gott bestimmt den Zeitpunkt. Wo hättet ihr jetzt gern ein Wunder? Wo soll bei euch Jesus jetzt eingreifen? Zum Beispiel: Jesus mach bitte, dass die Schulclouds funktionieren, damit die Kinder lernen können, damit es zuhause nicht so anstrengend ist. Jesus mach, dass jemand wieder gesund wird. Jesus mach, dass sich etwas ändert.

Jesu Mutter hat gesehen, dass die Hochzeitsgesellschaft ein Problem hat. Sie wollte gern, dass Jesus etwas tut. Doch sie schreibt ihm nicht vor, was er tun soll. Sie sagt nur: Schau, der Wein ist alle. Daraufhin tut Jesus wirklich etwas. Er sagt den Dienern, sie sollen die Krüge mit Wasser füllen und sie dem Speisemeister bringen. Der war für das Fest zuständig. Die Diener tun was man ihnen sagt und denken sich nichts dabei. Sie bekommen gar nicht mit, was da eigentlich passiert. Es gibt also Menschen, die erleben ein Wunder Gottes, bekommen es aber gar nicht mit. Die Diener bringen die mit Wasser gefüllten Krüge zum Speisemeister. Der probiert den Wein, der Wasser gewesen ist und sagt zu dem Bräutigam: „Donnerwetter, du hast den guten Wein aufgehoben bis jetzt“. Er hat eine Erklärung gefunden für das, was gerade geschehen ist und das reicht ihm. Auch der Speisemeister merkt nicht, dass es ein Wunder Gottes ist, was da gerade geschehen ist. Wie die Diener hat auch er nicht erwartet, dass Gott da eingreifen würde.

Es gibt Menschen in dieser Geschichte, die merken, dass es Gottes Sohn ist, der gerade ein Wunder vollbracht hat. Das sind seine Jünger, junge Menschen, die sich ihm angeschlossen haben und darauf warten, dass er seine wahre Identität zeigt. Sie sehen das Wunder und sie glaubten an ihn. Es gibt viele Situationen, für die wir uns wünschen, dass Gott eingreifen möge. Natürlich jetzt auch im Bezug auf Corona. Und es gibt Menschen, die jetzt in dieser Krisenzeit ihre Talente entdecken, oder wo andere Menschen merken: Das ist wirklich wunderbar, was der gerade tut. Zum Beispiel wenn ein Mensch, der krank ist, seine Familie tröstet, indem er sagt: „Mach dir keine Sorgen. Ich bin für dich da“. Eigentlich müßte er doch getröstet werden. Ein Wunder!

Es kommt also darauf an, genau hinzuschauen auf das, was geschieht. Deshalb eine Bitte an alle Kinder: Geht mit euren Eltern raus in die Natur und zeigt ihnen ein Wunder oder erzählt ihnen davon. Liebe Erwachsene, ihr werdet staunen! Gott kommt in unseren Alltag hinein. Wenn wir ihn erwarten, werden wir sehen, dass es Gott ist. Es ereignen sich wunderbare Dinge. Rechnet mit Gott! Und es gibt Menschen, durch die Gott jetzt handelt. Menschen, die sich neu erleben und Menschen, die wir neu erleben. Gerade jetzt in dieser Krisenzeit. Die Geschichte zeigt: Jesus ist da, auch in unserem Alltag. Manchmal tut er Dinge, die wir nicht mit ihm min Verbindung bringen. Wenn wir das aber tun, können wir entdecken, wie Gott in unserem Leben und unter uns handelt.

Gebet von Andrea B. (Kirchengemeinderätin Unterschwarzach)

Lieber Gott, wir danken dir für die Wunder des Lebens. Davon gibt es viele, doch sehen wir sie oft nicht, weil wir in unserem Alltag gefangen sind oder nicht an Wunder glauben können. Danke für die Geburt eines Kindes. Danke für die Liebe. Danke dass du bei uns bist und uns beistehst. Danke für Hoffnung und Vertrauen, dass wir mit dir die Schwierigkeiten meistern können. Danke für die Natur. Manche Wunder sind winzig klein. Andere laufen in Schlagzeilen um die Welt. Danke, dass weltweit immer mehr Menschen zusammenarbeiten, um große Probleme der Menschheit zu lösen. Danke, dass wir die Technik haben, per Videokonferenz in Echtzeit mit vielen Menschen gleichzeitig rund um den Globus zu sprechen. Danke auch für die Wissenschaft, die es ermöglicht, in kurzer Zeit Impfstoffe zu entwickeln und Grundlagen für Medikamente zu erforschen. Lieber Gott, bitte hilf uns, diesen gemeinsamen Weg weiterzugehen. Laß immer mehr Menschen zu der Erkenntnis gelangen, dass wir nur gemeinsam Probleme lösen können. Amen

Predigt zur Jahreslosung 2021

Pfarrerin Angelika Schmidt

Bild ©: Verlag am BirnbachMotiv von Stefanie Bahlinger, Mössingen

Die Kirche hat ein Bibelwort herausgegeben, das uns im nächsten Jahr begleiten kann – die Jahreslosung 2021. Seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist! (Lukas 6). Barmherzigkeit ist mehr als Mitleid. Barmherzigkeit heißt, dass ich den Anderen nicht verurteile, dass ich ihm vergebe, dass ich schenke. So heißt es in der modernen Übersetzung der Basisbibel. Unsere Kirchengemeinderäte haben an Heiligabend und den Tagen danach das Friedenslicht von Bethlehem vor allem zu unseren ältesten Gemeindemitgliedern gebracht. Hinterher haben sie erzählt, dass die Menschen angerührt waren davon, dass jemand das Friedenslicht zu ihnen bringt. Denn aufgrund der hohen Coronazahlen konnten die Gottesdienste seit Heiligabend und noch bis zum 10. Januar 2021 nicht stattfinden. Gemeindeleitungen, die etwas geschenkt haben und Menschen, die angerührt waren. Das hat für mich etwas mit Barmherzigkeit zu tun. Barmherzigkeit geben und empfangen und spüren, wie gut das tut.

Vielleicht mögen Sie sich rückblickend auf 2020 erinnern: Wo hat mir jemand im vergangenen Jahr 2020 gut getan? Man könnte auch fragen: Wo war jemand mit mir barmherzig, hat mich nicht verurteilt, hat mir vielleicht sogar vergeben? Und ich habe gemerkt, wie mir das gut getan hat. Vielleicht mögen Sie auch jemanden für 2021 in den Blick nehmen: Wen möchte ich in 2021 besonders in den Blick nehmen? Unsere Kirchengemeinderäte haben Menschen in den Blick genommen, und sie haben erlebt, was das mit Menschen macht.

Ob ich barmherzig sein kann oder nicht hängt von meinen eigenen Maßstäben ab. Ob ich selbst urteile, vergebe oder nicht vergebe sondern Schuld zuweise. Die Maßstäbe, die ich für mein eigenes Leben habe entstehen aus der eigenen Prägung, Erziehung, entstehen aus dem, was man selbst für gut und richtig hält. Daraus ergibt sich, wie ich möchte, dass der Andere sein soll. Und wenn der Andere meinen Vorstellungen nicht entspricht, dann werde ich ungeduldig, unbarmherzig.

Mit dem Maßstab, mit dem ihr Andere messt, wird Gott auch euch messen; den wird Gott auch bei euch anlegen. So steht es im Lukasevangelium, Kapitel 6. Dort steht auch, dass Gott der ist, der schenkt, der großzügig ist. Wenn Ihr Barmherzigkeit gebt, dann wird Gottes große Barmherzigkeit auch euch zuteil werden.

Wir brauchen jetzt Barmherzigkeit untereinander und miteinander nach all diesen Erfahrungen im vergangenen Jahr. Durch Corona wurde unser Miteinander auf eine große Zerreißprobe gestellt. Es ist geheimnisvoll und wunderbar wo nichts kaputt gegangen ist, wo Beziehungen geblieben sind, wo Solidarität entstanden ist. Da ist etwas von Barmherzigkeit Gottes spürbar. Ich wünsche uns, dass wir so gemeinsam ins Jahr 2021 gehen können: barmherzig aufeinander schauen und miteinander umgehen. Die eigene Ungeduld nicht zum Zuge kommen lassen, sondern den Anderen so sein lassen wie er ist. Barmherzigkeit hat Folgen. Sie wird dem Anderen gut tun. Sie wird Menschen verändern. So wie es unsere Gemeindeleitungen erlebt haben. Wir brauchen Barmherzigkeit. Das wird unser Miteinander stärken.

Gebet

Lieber Gott, dieses Jahr war für viele Menschen ein schwieriges Jahr. Bei vielen liegen die Nerven blank. Viele sorgen sich um Gesundheit und Existenz und einige trauern um ihre Verstorbenen. Manche könne sich nicht verzeihen, dass sie jemanden mit Corona angesteckt haben. Andere sind wütend, weil sie von jemandem angesteckt wurden. Manche fragen sich, ob dieser Lockdown überhaupt notwendig ist, da sie vor den Scherben ihrer Existenz stehen. Wieder andere halten Corona nach wie vor für einen Schnupfen. Lieber Gott, stehe uns in dieser schwierigen Zeit bei. Hilf uns, dass wir als Gesellschaft nicht weiter auseinanderdriften. Schenke uns die Stärke und Barmherzigkeit, aufeinander zuzugehen und uns als Menschen zu erkennen. Tröste die Trauernden und gib ihnen Mut, ihr Leben weiterzuleben. Hilf uns, einander und uns selber zu verzeihen. Lieber Gott, schenke uns deine Barmherzigkeit, damit wir das neue Jahr mit frischem Mut beginnen können. Amen
(Ein Gebet von Andrea Braun, Kirchengemeinderätin in Unterschwarzach)

Ein Segen zum neuen Jahr

*Es segne euch der Gott, der barmherzig ist,
weil er euch geschaffen hat und euch liebt,
der eure Fehler kennt und von ganzem Herzen vergibt.
Es segne euch Jesus Christus, euer Erlöser, den Gott in die Welt gesandt hat,
der Gottes menschgewordene Barmherzigkeit ist.
Und es segne euch der Geist Gottes, der Trost geben möchte, wo ihr ihn braucht;
der Mut schenken möchte, Barmherzigkeit zu zeigen, einander zu vergeben
und es auszuhalten, wenn jemand nicht so ist, wie ihr ihn gern hättet;
der Geist Gottes, der euch auch Barmherzigkeit für euch selbst schenken möchte.
So segne euch unser großer und gütiger Gott, der barmherzige Gott,
Vater, Sohn und Heiliger Geist.*

Ein gesegnetes neues Jahr wünschen Pfarrerin Angelika Schmidt
und die Kirchengemeinderäte von Michelbach und Unterschwarzach

Predigten für zuhause im Corona_Jahr 2020

Übersicht

Predigt über Psalm 27 am 15. März 2020 in Michelbach*

Predigt aus dem Pfarrgarten Michelbach am 19. März 2020

Predigt über „Bewahrung“ und Psalm 46 im Videogottesdienst am 22. März 2020

Predigt Video-Seniorengottesdienst am 5. April 2020 über Psalm 71

Online-Predigt am Ostermontag 2020 aus Michelbach-Unterschwarzac

Online-Predigt vom 19. Aril 2020 „Kreativ in der Krise“ über Joh.21, 1-7

Liebesbeweis“ Online-Predigt vom 3. Mai 2020 über Joh. 21, 15-17

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„Liebesbeweis“ Online-Predigt über Joh. 21, 15-17

Pfarrerin Angelika Schmidt

Lied dazu: (EG 648) Ins Wasser fällt ein Stein

*Auf Bänken wie im Wald an der Hackwaldhütte bei Michelbach treffen oft Jugendliche, die allein sein möchten, Menschen, die lieber zu zweit sind. Manchmal sind an den Bänken kleine Herzen mit Initialen eingeritzt. Daran kann jeder sehen: Wir mögen uns. Wir haben uns lieb. Wenn jemand gefragt wird „Hast du mich lieb?“, dann erzeugt das manchmal ein Erschrecken. „Reicht es nicht, wie ich dem anderen meine Liebe zeige? Reicht es ihm nicht, wenn ich ihn in den Arm nehme? Tue ich vielleicht zu wenig für unsere Beziehung? Warum diese Frage „Hast du mich lieb? Fehlt dem Anderen etwas? Mache ich etwas falsch?

„Hast du mich lieb“, ist eine ganz wichtige Frage. Die gibt es auch in der Bibel. Jesus fragt den Petrus: „Hast du mich lieb?“ Für Petrus eine komische Frage. Und so weiß er erst gar nicht was Jesus damit meint. Gerade jetzt gibt es Menschen, die hätten es gern, dass sie in den Arm genommen werden. Zum Beispiel ältere Menschen: „Nimm mich doch bitte in den Arm. Ich brauche das“. Doch es geht jetzt in der Coronazeit nicht. Oder Jugendliche, die miteinander befreundet sind und der Freund darf jetzt nicht ins Haus kommen. Es ist zu nahe. Die Eltern wollen das nicht. Oder Partner, die sagen: „Ich möchte gern Rücksicht nehmen. Ich möchte nicht, dass dir etwas passiert. Ich nehme dich jetzt eine zeitlang mal nicht in den Arm.“

Hast du mich lieb, dann nimm mich doch in den Arm? Ja, eigentlich gehört das dazu. Für viele gehört es dazu. Aber vielleicht ist so eine Liebesbezeugung jetzt auch anders. Vielleicht sollte sie jetzt anders aussehen. Es gibt Menschen, die haben jetzt angefangen, Masken zu nähen. Ich finde, das ist eine Art, Nächstenliebe zu üben. In der Freizeit Masken zu nähen für Andere. Sich Stoff zu besorgen, im Internet zu schauen wie man das macht. Jetzt werden Masken gebraucht- wahrscheinlich auch wenn wieder Gottesdienste stattfinden können. Ich kenne Leute, die sagen: „Ich habe eine alte Nähmaschine. Die brauche ich nicht mehr. Ich stelle sie denen zur Verfügung, die Masken nähen. Ich schaue im Schrank nach, ob ich Stoff habe, der sich eignet, damit genug Masken hergestellt werden können“. Ist das ein Liebesbeweis? „Ich habe meine Mitmenschen lieb. Ich kümmere mich! Ich sorge mich darum, dass es ihnen gut geht“.

Jesus hat Petrus gefragt: „Hast du mich lieb?“ Petrus hatte vorher einiges falsch gemacht in der Beziehung zu Jesus. Gerade als es darauf ankam, hat Petrus gesagt: „Jesus kenne ich nicht“. Und er hat sich von Jesus distanziert. Jetzt kommt der auferstandene Jesus und fragt Petrus: „Hast du mich lieb? Hast du mich lieber als die anderen hier?“ Ich nehme an, Petrus war verdutzt. Er sagte: „Ja, du weißt doch, dass ich dich liebhabe“. Nun wird es spannend. Welche Art von Liebesbeweis fordert Jesus jetzt von Petrus? Dass Petrus sich bei Jesus entschuldigt?

Stattdessen sagt Jesus: „Sorge für meine Lämmer“. Es geht Jesus also nicht um sich. Er fordert nicht, dass Petrus wieder gut macht, was er in der Beziehung zu Jesus falsch gemacht hat. Jesus sagt: Sorge dich um die, die mir wichtig sind, die mir am Herzen liegen. Das möchte Jesus von Petrus. Petrus gilt als Begründer der Kirche. Jesus hatte gesagt: „Auf diesen Fels will ich meine Kirche bauen (Mt.16,18). Petrus hat es getan, er hat für die gesorgt, die Jesus am Herzen liegen. Inzwischen gibt es weltweit 2,2 Milliarden Christen. Eine Folge der Sorge um die, die Jesus am Herzen liegen.

Das ist es: Liebe heißt jetzt: Nähe = Abstand. Das hört sich vielleicht komisch an. Liebe heißt jetzt: ich halte etwas Abstand von dir, damit es dir gut geht. Jesus möchte, dass es denen gut geht, die zu ihm gehören. Jede und jeder kann dazu etwas beitragen. Die Zeit ist noch nicht vorbei in der wir aufeinander aufpassen müssen. Petrus hat von Jesus einen Auftrag bekommen: „Sorge für die, die mir am Herzen liegen“. Gott hilft dabei, wenn ihr das jetzt versucht. Denn es ist nicht leicht, auf Abstand zueinander zu gehen aus lauter Liebe.

Joh. 21, 15-17: Nach dem Frühstück sagte Jesus zu Simon Petrus: »Simon, Sohn des Johannes, liebst du mich mehr als irgendein anderer hier?« Er antwortete ihm: »Ja, Herr, du weißt, dass ich dich lieb habe.« Da sagte Jesus zu ihm: »Sorge für meine Lämmer!« Dann fragte er ihn ein zweites Mal: »Simon, Sohn des Johannes, liebst du mich?« Petrus antwortete: »Ja, Herr, du weißt, dass ich dich lieb habe!« Da sagte Jesus zu ihm: »Führe meine Schafe zur Weide!« Zum dritten Mal fragte er ihn: Simon, Sohn des Johannes, hast du mich lieb?« Da wurde Petrus traurig, weil er ihn zum dritten Mal gefragt hatte: »Hast du mich lieb?« Er sagte zu Jesus: »Herr, du weißt alles! Du weißt, dass ich dich liebhabe!« Da sagte Jesus zu ihm: »Sorge für meine Schafe!

Online-Predigt vom 19. April 2020 „Kreativ in der Krise“ über Joh.21, 1-7

Pfarrerin Angelika Schmidt


Alle Bilder: A. Schmidt

Es ist der erste Sonntag nach Ostern. Der Alltag beginnt wieder. Die Arbeit beginnt wieder. Wir haben Corona-Alltag. Lieder muss man das so nennen, denn es geht vielen damit nicht gut. Kurzarbeit, Homeoffice. Überlegen wie man beim Arbeiten zuhause einen geregelten Tagesablauf hinbekommt. Viele befürchten wirtschaftlichen Schwierigkeiten und Nachteile- vor allem diejenigen, die eigene, kleine Betriebe haben.

In der Bibel im Johannesevangelium, Kapitel 21 steht (Joh.21, 1-7): Simon Petrus sagte zu den anderen: „Ich gehe fischen.“ Sie sagten: „Wir kommen mit.“ Sie gingen zum See und stiegen ins Bott. Aber in der Nacht fingen sie nichts. Jesu Jünger sind nach seinem Tod wieder zum Alltag übergegangen. Sie haben wieder angefangen das zu tun, was sie gelernt hatten: Sie sind fischen gegangen. Nicht aus Spaß, sondern weil sie davon gelebt haben. Sie haben Fische verkauft, aber natürlich kamen Fische auch mittags auf den Tisch. Der Alltag hatte wieder begonnen- der Alltag nach Ostern. Sie fahren raus auf den See. Aber sie fangen nichts. Sie haben nichts zu essen.

Als es schon Tag geworden war, stand Jesus am Ufer. Die Jünger wußten aber nicht, dass es Jesus war. Jesus fragte sie: „Kinder, habt ihr nicht etwas Fisch zu essen!“ Sie antworteten ihm: „Nein“. Da kommt jemand, den die Jünger nicht kennen. Denn sie wissen nicht, dass es Jesus ist. Da sagte Jesus zu ihnen: „Werft das Netz an der rechten Bootseite aus. Dann werdet ihr etwas fangen“.

Da kommen erfahrene Fischer vom nächtlichen Fischfang zurück an Land und haben nichts gefangen. An Land steht einer, den sie nicht kennen. Der sagt zu ihnen: „Fahrt noch einmal raus, auch wenn es Tag ist. Und ihr werdet Fische fangen“. Ich stelle mir vor, dass sich einige der Jünger an den Kopf gefaßt und gesagt haben: „Der hat doch keine Ahnung vom Fischen! Sollen wir das wirklich tun oder lieber nicht?“

Da ist jemand, der den Jüngern in einer Notsituation einen Tipp gibt. Dieser Tipp wirkt abgedreht. Doch die Jünger lassen sich darauf ein. In der Coronakrise müssen Manche Neues ausprobieren, müssen erfinderisch werden. Einigen ist es auch bereits gelungen. Natürlich kostet es Überwindung, jetzt Enttäuschung und Resignation zu überwinden, um den Mut zu finden und es zu wagen: Ok, ich probiere mal etwas aus. Auch dann, wenn es etwas sehr Ungewöhnliches ist.

Manche tun das gerade und erleben damit Gutes. Sie warfen das Netz aus. Aber dann konnten sie es nicht wieder einholen, so voll war es mit Fischen. Der Jünger, den Jesus besonders liebte, sagte zu Petrus: „Es ist der Herr!“

Einer hat ihn erkannt und gemerkt: Der ihnen gerade Mut gemacht hat, war Jesus. Der ihnen eine Idee gegeben hat was sie jetzt tun können, war Jesus. Der, dem sie vertrauen konnten, auch wenn sie seine Idee erst für spinnig gehalten haben, war Jesus.

Was bleibt von Ostern, jetzt wo der Alltag wiederbeginnt? Jetzt, wo manche realisieren: Wir werden in wirtschaftliche Not geraten. Der Rest des Jahres wird für uns anders werden- finanziell und auch von der Arbeit her. Was bleibt jetzt von Ostern?

Die biblische Geschichte sagt uns: Von Ostern kann bleiben: Vertraue Jesus. Laß dir von ihm Mut machen. Er will etwas Gutes für dich. Und wenn jemand zu dir kommt und hat eine verrückte Idee, dann wage es doch. Probiere es aus. Du brauchst jetzt nicht zu resignieren. Versuche, diese Zeit zu gestalten. Vertraue Jesus. Er hat gesagt: Vertraut mir und ich bin bei euch bis ans Ende der Welt (Mt.28,20)

Online-Predigt am Ostermontag 2020 aus Michelbach-Unterschwarzach

Pfarrerin Angelika Schmidt

Am Ostermontag geht es um das, was war, nachdem Jesus gestorben war. Viele Menschen haben gedacht: Das war es jetzt mit dem Glauben. Das war es mit Jesus. Jetzt ist er nicht mehr da. In diesem Tagen, jetzt an Ostern, gehen die Menschen spazieren. Sie brauchen das Gefühl von Freiheit in dieser Coronazeit. Man soll nur zu zweit Spazierengehen.

Ist es nicht sonderbar? Es gibt eine Geschichte in der Bibel, da sind die Jünger zu zweit unterwegs. Sie gehen zu zweit von einem Dorf ins andere. Sie haben sich unterhalten über das, was passiert ist. Sie waren traurig, weil Jesus gestorben war. Und sie waren so in Gedanken, dass sie gar nicht gemerkt haben, dass sie nicht allein unterwegs waren. Das brauchen jetzt viele, sich über das unterhalten zu können, was jetzt ist, wie sie sich fühlen, wie es ihnen geht, was ihnen Not macht, aber auch die schönen Dinge, die geschehen.

Für die beiden Jünger, die da gemeinsam unterwegs waren, war die Traurigkeit bestimmend. Sie haben sich drüber unterhalten, dass sie Jesus vermißt haben. Sie haben sich gefragt, warum er denn jetzt weg ist.

So steht es im Lukasevangelium (Lk.24, 13-29):

An dem Tag waren zwei Jünger unterwegs zu einem Dorf namens Emmaus. Die Menschen unterhalten sich jetzt über Ostern und darüber, was in diesem Jahr anders ist. Es ist still ohne die Gottesdienste in den Kirchen. Vielleicht ist es auch zuhause anders. Die ganzen Besuche, die nicht stattfinden können. Aber Spazierengehen, das geht. Zu zweit oder mit der Familie. Das Dorf namens Emmaus liegt sechzig Stadien von Jerusalem entfernt. Sie unterhielten sich über alles, wie sie in den letzten Tagen erlebt hatten. Während sie noch miteinander redeten und hin und her überlegten, kam Jesus selbst dazu und schloss sich ihnen an. Sie haben sich erzählt was war und wie es ihnen geht. Mit Jesus haben sie nicht gerechnet. Es war, als ob ihnen jemand die Augen zu hielt und sie erkannten ihn nicht. Er fragte sie: Worüber seid ihr unterwegs so sehr ins Gespräch vertieft?

Da bleiben sie traurig stehen. Einer antwortete ihm: Du bist wohl der Einzige in Jerusalem, der nicht weiß, was in diesen Tagen dort passiert ist. Jesus fragte sie: Was denn? Sie sagten zu ihm: Das mit Jesus von Nazareth. Er war ein großer Prophet. Das hat er durch sein Wirken und mit seinen Worten von Gott und dem ganzen Volk gezeigt. Unsere führenden Priester und die anderen Mitglieder des jüdischen Rates haben dafür gesorgt, dass er zum Tod verurteilt und gekreuzigt wurde. Wir hatten doch gehofft, dass er es ist, der Israel erlösen würde. Aber nun ist es schon drei Tage her, seit das alles geschehen ist.

Die Coronakrise dauert jetzt schon lange. Für manche fühlt es sich an wie eine Ewigkeit. In Wirklichkeit sind es erst wenige Wochen. Trostlosigkeit ist manchmal gefühlt wie eine Ewigkeit. Wenn man Schlimmes erlebt, ist es oft gefühlt wie eine Ewigkeit. Für die beiden Jünger, die hier Spazierengehen, war es auch so.

Da sagte Jesus zu den beiden: Warum seid ihr so begriffsstutzig und tut euch so schwer damit, zu glauben, was die Propheten gesagt haben? Mußte der Christus das nicht alles erleiden, um in die Herrlichkeit seines Reiches zu gelangen? Und Jesus erklärte ihnen, was in den Heiligen Schriften über ihn gesagt wurde.

Sie kamen zu einem Dorf, zu dem sie unterwegs waren. Jesus tat, als wollte er weiterziehen. Da drängten sie ihn: Bleibe doch bei uns. Es ist fast Abend und der Tag geht zuende. Sie spüren, dass es Jesus ist, der mit ihnen geht. Vielleicht spürt ihr das in diesen Tagen auch ein bißchen: Jesus ist doch da. Er ging mit ihnen ins Haus und blieb dort.

Es war der Sonntag, nachdem Jesus gekreuzigt worden war. Die Christen haben sich eingeschlossen in ihren Häusern. Sie hatten Angst, nach draußen zu gehen, von den Behörden verfo^lgt zu werden, weil sie Christen waren. In einigen Ländern ist das heute noch so: Christen müssen Angst haben, um ihres Glaubens Willen verfolgt zu werden. In Deutschland trauen sich viele Leute heute nicht nach draußen, weil sie Angst haben, sich mit dem Coronavirus anzustecken. Es gibt auch einige, die bleiben freiwillig zuhause, weil sie jemanden kennen, der das Virus hat und niemanden anstecken möchten. Es gibt auch Menschen, die müssen jetzt in Quarantäne. Es gibt Ältere, die jetzt am besten zuhause bleiben, die aber das Gefühl haben, eingesperrt zu sein. Manche Bewohner in Pflegheimen verstehen nicht, warum sie nicht raus dürfen.

Es gibt auch Menschen, die erleben Gutes, indem sie zuhause bleiben. Innerhalb der Familie zum Beispiel. Manche Familien machen wieder mehr miteinander. Aber auch da gibt es Konflikte. Denn wenn man auf engem Raum zusammen sein muss, fällt schnell mal ein unbedarftes Wort. Diese Zeit jetzt ist für uns alle nicht leicht. Die ersten Christen kannten das.

Es gibt eine Geschichte in der Bibel, da geht es darum: Joh.20, 19-23: An dem ersten Tag der Woche waren die Jünger beieinander und hatten die Türen fest verschlossen. Denn sie hatten Angst vor den jüdischen Behörden. Da kam Jesus zu ihnen. Stellt euch das vor! Die Kirchen sind jetzt zu. Ostern konnten keine Gottesdienste gefeiert werden. Und jetzt heißt es hier in der Bibel: Die Menschen blieben zuhause und da kam Jesus zu ihnen um sich ihnen zu zeigen und zu sagen: Ich bin da. Ich lebe. Vielleicht kommt Jesus anders zu euch als ihr es denkt. Jesus kann man nicht nur sonntags im Gottesdienst begegnen. Jesus kommt auch auf uns zu. Achtet einmal darauf.

Er trat in ihre Mitte und sagte: Friede sei mit euch. Durch das, was am Kreuz geschehen ist, seid ihr frei von eurer Schuld. Ich bringe euch Frieden. Ihr braucht einander keine Vorwürfe zu machen, denn ich habe euch frei gemacht. Gerade dann, wenn es zuhause anstrengend wird weil wir zuhause bleiben müssen, es in den Beziehungen angespannt ist, dann denkt dran: Jesus kam in die Häuser und sagte: Ich bringe euch meinen Frieden. Mit mir könnt ihr es schaffen, friedlich miteinander umzugehen. Und Jesus hatte einen Auftrag für die, die zuhause sitzen mußten: Wie mich der Vater gesandt hat, so beauftrage ich jetzt euch. Haltet Frieden untereinander. Gebt den Frieden Gottes, den ihr an Ostern empfangen habt, weiter. Dann hauchte er sie an und sagte: Empfangt den Heiligen Geist. Wem ihr die Schuld vergebt, dem ist sie wirklich vergeben. Wem ihr sie nicht vergebt, dem ist sie nicht vergeben.

Christen haben es also in der Hand: Vergebt jemandem Schuld und ihm ist vergeben. Tut ihr es nicht, dann gibt es da ein Problem. Fangt zuhause an, das zu leben. Denn auch zuhause ist es notwendig, sich immer wieder zu vergeben. Denn manchmal ist ein böses Wort des Anderen eine Botschaft über ihn selbst. Er zeigt euch damit seine Befindlichkeit. Fragt ihn nach. Habt als Ziel den Frieden Gottes unter euch zuhause mitwohnen zu lassen. Laßt euch den Geist Gottes zusprechen, den Geist von Jesus, der jetzt da ist. Amen.

Predigt Video-Seniorengottesdienst am 5. April 2020 über Psalm 71

Pfarrerin Angelika Schmidt

Nun danket alle Gott mit Herzen, Mund und Händen,

der große Dinge tut an uns und allen Enden,

der uns von Mutterleib und Kindesbeinen an

unzählig viel zugut bis hierher hat getan (EG 321,1)

Liebe Seniorinnen und Senioren, In diesen Tagen denke ich viel an Sie- vor allem an diejenigen unter Ihnen, die allein zuhause sitzen, die keinen Besuch bekommen können von ihren Kindern oder Enkeln.

Ich habe einen Psalm für Euch gefunden. Es ist der Psalm 71 (Vers 1-3, 5-9, 15-21):

Bei dir, HERR, suche ich Zuflucht. Ich werde nicht enttäuscht. Du kannst mich p<>. retten und befreien. Das entspricht doch deiner Gerechtigkeit. Schenk mir ein offenes Ohr und hilf mir! Sei für mich ein Fels, ein Versteck! Dorthin soll ich immer kommen! Das hast du befohlen, um mir zu helfen. Du bist ja mein Fels und meine Burg! Denn du bist meine Hoffnung, mein HERR. Von meiner Jugend an, Herr, bist du der Grund für meine Zuversicht. Seit ich zur Welt gekommen bin, konnte ich mich auf dich verlassen. Du hast mich vom Mutterleib entbunden, darum galt immer nur dir mein Lobgesang. Was ich erlebte, brachte viele zum Erschrecken. Aber du warst für mich eine starke Zuflucht. Mein Mund ist voll mit deinem Lob. Den ganzen Tag will ich dich rühmen. Jetzt, wo ich alt bin, lass mich nicht fallen! Jetzt, wo meine Kräfte abnehmen, lass mich nicht im Stich! Mein Mund soll von deiner Gerechtigkeit erzählen und den ganzen Tag von deiner Hilfe berichten. Denn die Kunst des Schreibens beherrsche ich nicht. Mit den großen Taten meines Herrn will ich kommen. HERR, an deine Gerechtigkeit will ich erinnern – an dich allein. Gott, du hast mich von Jugend an unterwiesen. Bis heute mache ich deine Wundertaten bekannt. Doch jetzt bin ich alt und habe graues Haar! Ach Gott, lass mich doch nicht im Stich! Ich möchte noch lange deine Macht verkünden, Kindern und Enkeln von deinem Tun erzählen. Deine Gerechtigkeit, Gott, reicht bis zum Himmel. Große Dinge hast du getan! Gott, wer ist wie du? Viel Not und Unglück hast du mich erfahren lassen. Nun schenke mir neuen Lebensmut! Führe mich wieder herauf aus den Fluten der Erde! Lass mein Ansehen wachsen! Sei um mich und tröste mich!

Liebe Senioren und auch liebe Kinder und Enkelkinder. Das ist ein ganz toller Psalm, in dem es um das Alter geht. Was alte Menschen erlebt haben, welche Lebenserfahrung sie haben und uns vermitteln können: Die Alten den Jungen. In diesem Psalm dankt jemand Gott für die Bewahrung in seinem Leben. Er erzählt Gott von den Schrecken und von der Not, die er erlebt hat in seinem eigenen Leben. Der Verfasser des Psalm 71 dankt Gott und er bittet Gott, ihn jetzt zu trösten.

Liebe Ältere in den Gemeinden! Viele von Ihnen haben Not kennengelernt. Viele von Ihnen wissen, was es heißt, wenn es nicht alles gibt in den Supermärkten. Wie man sich mit dem zufrieden gibt, was da ist. Viele, die jetzt in den Heimen sind, wissen, wie es ist, allein zu sein, zu warten und warten zu müssen und Geduld haben zu müssen. Ihr kennt Leidensfähigkeit. Ihr kennt es, Not auszuhalten und Einsamkeit.

Deshalb könnt Ihr Älteren jetzt die Jüngeren ermutigen. Ihr, die alle jetzt die Bedürftigen nennen- und viele von Ihnen sind ja auch schwer krank. Und doch habt Ihr alle etwas zu geben. Ihr habt Lebenserfahrung, die die Jüngeren nicht haben- vor allem aus Notsituationen. Gebt etwas weiter von eurem christlichen Glauben. Gebt etwas weiter davon wie Ihr am Glauben festgehalten habt in schweren Zeiten. Tröstet Andere und ermutigt sie. Eure Enkelkinder werde es euch danken. Liebe Ältere, wir brauche Euch jetzt. Und auch die Pflegekräfte in den Heimen brauchen Euch jetzt. Das, was Ihr geben könnt.

Und doch seid auch Ihr Bedürftige. Deshalb möge Gott selbst Euch trösten. Er möge Euch begleiten in dieser Zeit. Und er möge Euch bewahren. Amen

Lieder dazu sind:

  • EG 380 Ich will euch tragen bis ins Alter
  • EG 652 Weil ich Jesu Schäflein bin

Predigt über „Bewahrung“ und Psalm 46 im Videogottesdienst am 22. März 2020

Evangelische Kirche Michelbach, Pfrin. Angelika Schmidt, Jennifer Nitsche

Zu diesem Gottesdienst gehören folgende Lieder:

Der ganz Andere von Albert Frey

No longer slaves of fear, Zach Williams

Jennifer Nitsche erzählt von einem Ausflug vor 13 Jahren. Ihr Sohn ist einen Abhang hinunter-gestürzt. Sie sprang hinterher und beide fielen 4-5 Meter in die Tiefe: „Er hat nach mir geschrien. So hilflos. Voller Angst. Und ich konnte ihm nicht helfen. Dann ist er über einen Vorsprung hinuntergefallen und ich habe ihn nicht mehr ge-sehen. Ich fiel hinterher und erkannte in Bruchteilen von Sekunden: Gleich werde ich mein eigenes Kind erdrücken und überrollen. Im letzten Moment habe ich mich wegdrehen können. Dann lagen wir beide da. Mein Sohn lag in einer Pfütze, wimmernd und jammernd. Er hat sich nicht mehr bewegt. Ich dachte: Ist irgendetwas gebrochen? Vielleicht das Rückenmark? Ist der Kopf verletzt? Ich habe mich aufgerafft und habe ihn angeschrien: Steh auf! Sag was! Beweg dich!

Bild: privat

Da hat er die Augen auf gemacht, ist aufgestanden, hat die Arme ausgebreitet und mich in den Arm genommen. In dem Moment wußte ich: Alles ist gut! Er hat überlebt. Ich habe überlebt. Es war so viel Glück und es bewegt mich bis heute. Ich war so wahnsinnig glücklich, dass mein Sohn diesen Sturz überlebt hatte und ich ihn in den Armen hatte.

Immer wenn ich diese Geschichte erzähle, erschrecke ich mich wieder neu, spüre die Hilflosigkeit wieder neu, die Angst. Und gleichzeitig die Erleichterung, dass mein Sohn es überlebt hat ohne eine einzige Blessur. Uns hat etwas beschützt. Gott war irgendwie da.“

Jenny hat sich damals vor 13 Jahren ganz furchtbar erschrocken. Das ist ja auch kein Wunder. Das würde jedem von uns so gehen. Das gibt es heute auch: Viele Menschen erschrecken sich in diesen Tagen. Man erschreckt sich über sich selbst, wie man selbst handelt. Was man tut und was man nicht tut. Und auch darüber wie Andere sich gerade verhalten. Erschrecken vielleicht auch darüber wie es mit dem eigenen Glauben steht.

Jenny hat eine Geschichte von Bewahrung erzählt. Es ist auch eine Geschichte vom Staunen. In der Erleichterung zum Schluss war auch ein Staunen darüber, dass so eine Bewahrung möglich ist, dass so ein Sturz ausgeht ohne Verletzungen. Da muss doch etwas gewesen sein, was uns beschützt hat, sonst wäre doch mehr passiert!

Heute ist Jenny sehr dankbar. Wen so etwas passiert weiß man manchmal nicht was es ist, was einen da beschützt hat. Es muss etwas von außen gewesen sein. Christen würden sagen: das war Gott. So zeigt sich Gott. Er steht da nicht leibhaftig und fängt jemanden auf. Er war vielmehr in dem, was geschehen ist. Wir erleben ihn in dem was geschieht und denken: Das muss doch etwas mit Gott zu tun gehabt haben.

Jenny ist sicher nicht die Einzige, die solche Erlebnisse in ihrem Leben hatte. Jeder p<>. *erlebt so etwas- vielleicht nicht so dramatisch wie Jenny. Vielleicht habt ihr Lust heute beim Abendbrot in der Familie mal drüber zu sprechen oder mit dem Partner: Kenne ich so etwas wie Jenny es erlebt hat? Und wenn ja wie ging es mir damit? Würde ich heute rückblickend sagen, dass Gott dabei war? Wenn ihr jetzt allein seid in einem Zimmer, in einer Wohnung, dann ruft jemanden an und sprecht mit ihm darüber: Du, ich habe da vor Jahren etwas erlebt. Ich könnte mir vorstellen, da war Gott dabei!

Ich lade euch gerade in dieser Zeit jetzt ein, euch zu erinnern, wo ihr so etwas selbst erlebt habt. Euch mit Jenny und ihrem Sohn zu freuen, dass sie bewahrt worden sind und für Bewahrung im eigenen Leben zu danken.

Im Psalm 46 kommt etwas davon vor:

Gott ist eine starke Zuflucht für uns. In höchster Not steht er uns bei. 3 Darum fürchten wir uns nicht, wenn die Fundamente der Erde schwanken und die Berge mitten im Meer wanken. 4 Sollen doch die Wellen schäumen und tosen und die Berge vor seiner Majestät beben:

Der HERR der himmlischen Heere ist mit uns. Eine feste Burg ist der Gott Jakobs für uns.

5 Frisches Wasser strömt durch die Kanäle zur Freude der Menschen in Gottes Stadt. In ihr hat der Höchste seine heilige Wohnung. 6 Gott ist in ihrer Mitte, darum wird sie nicht wanken. Gott wird ihr helfen, wenn der Morgen anbricht! 7 Völker brausten heran, Königreiche wankten! Da ließ Gott seine Donnerstimme erschallen. Da schwankten sogar die Fundamente der Erde:

8 Der HERR der himmlischen Heere ist mit uns. Eine feste Burg ist der Gott Jakobs für uns.

9 Kommt und schaut die Taten des HERRN! Er versetzt die Erde in Furcht und Schrecken. 10 Überall auf der Welt macht er den Kriegen ein Ende. Den Bogen zerbricht er, den Speer zerschlägt er und die Streitwagen verbrennt er mit Feuer. 11 Hört auf zu kämpfen und erkennt: »Ich allein bin Gott! Ich stehe über den Völkern, ich stehe über der Welt.«

12 Der HERR der himmlischen Heere ist mit uns. Eine feste Burg ist der Gott Jakobs für uns. (Übersetzung der Basisbibel)

Predigt aus dem Pfarrgarten Michelbach am 19. März_2020

Pfrin. Angelika Schmidt

Lied: EG 98 Korn das in die Erde (Gesangbuch)

Lied: Menschensohn ( youtu.be/CyAszU45Lqs)

Ein etwas ungewöhnlicher Gottesdienst im Pfarrgarten bei den kräftig gelb blühenden Forsythien, strahlendem Sonnenschein und fröhlichem Gezwitscher der Vögel.

Warum Gottesdienst hier? Weil die sonne scheint und weil es hier schön grün und farbenfroh ist. Ich glaube, das ist in diesen Tagen ganz wichtig. Ich habe dafür etwas mitgebracht, was ich in diesen Tagen unbedingt brauche: Ich werde jetzt ein Blümchen pflanzen (pflanzt eine Blume in die Erde)

In der Bibel gibt es einen Vers, der heißt: Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und erstirbt, bleibt es allein. Wenn es aber erstirbt, bringt es viel Frucht (Joh.12,24). Bisher habe ich immer gedacht in diesem Vers ginge es ums Sterben. Aber nein, es geht um etwas ganz anderes.

Ich habe deshalb ein paar Weizenkörner mitgebracht. Wenn diese Körner in die Erde fallen, dann bleiben sie im dunklen Boden. Dort bleiben sie eine ganze Zeit und man denkt: Sie sind gestorben. In Wirklichkeit verändern sich die Samenkörner. Es kommen kleine Triebe raus. Die bahnen sich den Weg durch die Erde nach oben ans Licht. Und dann kommt da Weizen raus. Weizen, aus dem wir Brot machen. Genauso ist es bei Blumen. Aus Blumensamen kommen Blumen raus, die uns Freude machen.

Ich habe mich in den letzten Tagen gefühlt wie in einer dunklen Zeit. Wie in einer Zeit der inneren Einkehr. Dann habe ich überlegt: Was macht diese Zeit jetzt eigentlich mit mir? Sie macht Angst. Heute Morgen bin ich aufgewacht und ich wußte, Christus ist da. Das möchte ich Euch gern weitersagen. Er ist da.

Dieser Vers über das Weizenkorn im Johannesevangelium, den sagt Jesus, um seine Jünger zu trösten. Er wird gehen, aber er kommt wieder. Und er ist jetzt da.

Das Weizenkorn, das in die Erde fällt und später viel Frucht bringt, das ist so als wenn Jesus gesagt hätte: Einer für alle. Ich bin für euch da. Was ich tue, das tue ich für euch alle.

So ähnlich wie wir uns in dieser Zeit verhalten sollen: Was ein Einzelner tut, ist gut für alle. Wie wir uns mit all den Vorsichtsmaßnahmen verhalten, die angeordnet sind, ist gut für alle.

In der Bibel steht, Jesus hat uns erlöst. Was er getan hat, das hat uns alle gerettet. Vielleicht werden wir in diesen Tagen ein bißchen wie Retter für andere. Einer für alle und alle für einen.

Im Vaterunser sagen wir „unser“ Vater und nicht „mein“ Vater im Himmel. Ich lade euch ein, samstags um 18 Uhr zu beten, wenn die Kirchturmglocken erklingen, ein Vater-unser zu beten und daran zu denken: Ich bin nicht allein, sondern es beten jetzt gerade viele Menschen. Wir beten miteinander und füreinander.

Für diese Woche ist der Psalm 34 vorgeschlagen. Aus dem möchte ich etwas vorlesen: Als ich den Herrn suchte, antwortete er mir. Er zog mich heraus aus allen meinen Ängsten. Wer sein Angesicht erblickt, strahlt vor Freude. Niemand wird vor Scham erröten. Hier steht ein armer Mensch, der um Hilfe rief. Der Herr hörte es und rettete ihn aus aller Not. Der Engel des Herrn läßt sich nieder bei denen, die dem Herrn mit Ehrfurcht begegnen. Er schützt sie von allen Seiten und rettet sie.

Ich glaube, wir brauche es, dass wir in diesen Tagen auch Schönes anschauen. Schönes, was schon gewachsen ist, um daran zu denken: Gott schenkt das Leben.

Amen

Alle Bilder: privat

Predigt über Psalm 27 am 15. März 2020 in Michelbach

von Angelika Schmidt, Pfrin. in Michelbach und Unterschwarzach

1 Der HERR ist mein Licht und mein Heil; vor wem sollte ich mich fürchten? Der HERR ist meines Lebens Kraft; vor wem sollte mir grauen?,

2 Wenn die Übeltäter an mich wollen, mich zu verschlingen, meine Widersacher und Feinde, müssen sie selber straucheln und fallen.

3 Wenn sich auch ein Heer wider mich lagert, so fürchtet sich dennoch mein Herz nicht; wenn sich Krieg wider mich erhebt, so verlasse ich mich auf ihn.

4 Eines bitte ich vom HERRN, das hätte ich gerne: dass ich im Hause des HERRN bleiben könne mein Leben lang, zu schauen die schönen Gottesdienste des HERRN und seinen Tempel zu betrachten.

5 Denn er deckt mich in seiner Hütte zur bösen Zeit, / er birgt mich im Schutz seines Zeltes und erhöht mich auf einen Felsen.

6 Und nun erhebt sich mein Haupt über meine Feinde, die um mich sind; so will ich opfern in sein em Zelt mit Jubel, ich will singen und Lob sagen dem HERRN.

7 HERR, höre meine Stimme, wenn ich rufe; sei mir gnädig und antworte mir!

8 Mein Herz hält dir vor dein Wort: / »Ihr sollt mein Antlitz suchen.« Darum suche ich auch, HERR, dein Antlitz.

9 Verbirg dein Antlitz nicht vor mir, verstoße nicht im Zorn deinen Knecht! Denn du bist meine Hilfe; verlass mich nicht und tu die Hand nicht von mir ab, du Gott meines Heils!

10 Denn mein Vater und meine Mutter verlassen mich, aber der HERR nimmt mich auf. Feinde willen.

11 HERR, weise mir deinen Weg und leite mich auf ebener Bahn um meiner Feinde willen.

12 Gib mich nicht preis dem Willen meiner Feinde! Denn es stehen falsche Zeugen wider mich auf und tun mir Unrecht.

13 Ich glaube aber doch, dass ich sehen werde die Güte des HERRN im Lande der Lebendigen.

14 Harre des HERRN! Sei getrost und unverzagt und harre des HERRN!

Unser badischer Landesbischof CorneliusBundschuh hat in diesen er aus dem Tpagen einen Brief geschrieben an alle Gemeinden. Darin hat Psalm 27 zitiert: Der HERR ist meines Lebens Kraft; vor wem sollte mir grauen?”

„Der Glaube stellt sich der Furcht“, hat unser Landesbischof geschrieben. Genau das tun wir heute in unserem Gottesdienst. Einige sind gekommen, viele nicht. Manch e von denen, die nicht gekommen sind, sitzen zuhause mit einem schlechten Gewissen: Wenn Kirche ist, dann muss ich doch hin gehen. Andere haben Angst. Wider Andere haben Vorerkrankungen oder sind erkältet und sagen: Ich gehe auf Nummer sicher und gehe nicht in den Gottesdienst.

Alles ist legitim. Alles darf sein. Wir werden hier heute für alle beten, die zu uns gehören und zuhause geblieben sind. Auch für die, die im Gesundheitswesen und im Sozialen und in der Kirche in dieser Zeit für andere da sind.

Der Psalm 27 hat es in sich. Da geht es um Gefühle. Da geht es um Vertrauen, um Klage und Bitte. Der Psalmbeter hat seinem Herzen Luft gemacht. Ja, so dürfen wir auch in diesen Tagen mit Gott reden. Und es kann gut tun. Es kann gut tun, Gott alles zu sagen, was wir auf dem Herzen haben. Alles vor ihn hin zu legen. Ihn zu bitten, ihn anzuflehen:Gott tu doch was!

Es hilft, wenn man ausspricht, das man Angst hat. Angst mit dem Coronavirus angesteckt zu werden. Angst den Virus weiterzugeben. Angst daran zu sterben. wenn wir Angst haben. Wir brauchen uns vor Gott nicht zu schämen, wenn wir Angst haben.

Der Psalmbetet vertraut Gott und gleichzeitig hat er Angst. Er klagt vor Gott, dass er verfolgt wird von feindlichen Mächten. Und er bittet Gott, ihn zu beschützen. Für viele ist für uns der Coronavirus wie eine unheimliche, feindliche Macht. Unberechenbar, unheimlich. Nicht sichtbar bis er ausbricht. Der Virus wird wie ein Feind, auch in unseren christlichen Gemeinden.

Angst ist ein schlechter Ratgeber, hat vor kurzem jemand gesagt.

Angst kann Beziehungen auf eine harte Probe stellen und sogar zerstören. Angst schürt Mißtrauen. Angst sucht Schuldige. Angst kann sich in harten und verletzenden Worten entladen.

Es gibt unter uns Menschen, denen macht der Virus Angst. Er gibt unter uns Menschen, die sagen: Das ist alles nur Panikmache. Er gibt unter uns Menschen, die sagen: Ich bekomme dieses Virus nicht. Und es gibt sogar Menschen unter uns, die sagen: Daran sterben doch nur diejenigen, die schon Vorerkrankungen haben oder alt sind.

All das erlebe ich auch in unserer Gemeinde. Deshalb ist der Coronavirus für mich zu einem Feind geworden. Denn er wirkt sich auf unser Miteinander aus, auf unsere christliche Gemeinschaft. Sie wird auf eine harte Probe gestellt. Und auch unser Glaube.

Es gibt Menschen in unserer Gemeinde, die sagen: Gott wird mich tragen, egal was kommt. Der Beter des Psalm 27 beginnt mit einem Bekenntnis zu Gott. Dass er Gott vertraut. Dass Gott seine Feinde zu Fall bringen wird. Auch wenn ein ganzes Heer ihn belagert, wenn er angegriffen wird, auch dann verläßt er sich auf Gott. Auch wenn er Angst hat. Der Herr ist die Kraft seines Lebens, schreibt er.

Dass er bei Gott Zuflucht und Schutz finden kann. Denn er deckt mich in seiner Hütte zur bösen Zeit. Sein Glaube macht es möglich, dass er seinen Kopf oben behalten kann. Deshalb will er Gott danken und ihn loben.

Doch obwohl er Gott vertraut, klagt der Beter und ruft nach Gott. Gott soll sich ihm zeigen. Gott soll zeigen, dass er da ist und ihn beschützt.

Ich finde das nur allzu menschlich: Wir wollen als Christen Gott vertrauen. Aber es gibt Situationen im Leben, die sind so bedrohlich, dass sie uns hilflos machen. Und dass wir verzweifelt bitten: Gott zeig, dass du auch jetzt wirklich da bist! Verlaß mich nicht Gott. Ich fühle mich allein. Ich weiß nicht wie ich mich schützen kann. Ich bekomme Angst, wenn neben mir jemand niest oder hustet.

Ich möchte gern mit anderen zusammen sein- gerade jetzt. Und doch habe ich Angst, ich könnte mich anstecken.

Wer kann mir jetzt Mut machen? Wer sagt mir jetzt, dass es sich lohnt, auf Gott zu vertrauen und auf ihn zu hoffen?

Gerade in diesen Zeiten brauchen wir einander. Christliche Gemeinschaft, in der wir uns gegenseitig stärken, helfen und schützen. Christliche Gemeinschaft, die Gottvertrauen nicht mit Naivität verwechselt. Die nicht blauäugig ist, sondern realistisch bleibt und umsichtig und sich an dem Rat der Fachleute orientiert. Die Vorsichtsmaßnahmen und Vorgaben der Regierung einhält, weil sie damit rechnet, dass Gott auch durch Menschen handelt.

Christliche Gemeinschaft, die sagt: In diesen Tagen wollen wir Gemeinschaft so leben, das wir es gut miteinander haben. Das kann sein im gemeinsamen Beten und Hören auf Gottes Wort wie hier im Gottesdienst. Denn wir brauchen auch weiterhin Orte der Hoffnung.

Wir können es aber auch gut miteinander haben, wenn wir telefonieren statt uns zu treffen oder skypen oder chatten. Wenn wir füreinander sorgen. Zum Beispiel einkaufen für die, die gerade nicht aus dem Haus können. Gemeinschaft leben auch wenn wir uns nicht treffen können. Das ist eine große Herausforderung in diesen Tagen. Kreativ werden. Ideen bekommen, wie wir füreinander da sein können. Wie wir einander Mut machen können, uns trösten können. Mit den Jugendlichen werde ich Konfi in einem Chatroom machen am kommenden Mittwoch.

Liebe Gemeinde, greift zum Telefon. Ruft Menschen an, die sich nicht aus dem Haus wagen – vor allem alte Menschen. Fragt sie nicht ob sie mit dem Virus zu tun haben, sondern fragt sie, wie es ihnen geht, was sie erlebt haben, ob sie etwas brauchen. Hört ihnen zu und seid für sie da.

Laßt uns auf das schauen, was unseren Zusammenhalt stärkt in diesen Tagen und unseren Glauben. Was uns hilft, Gott zu glauben, dass er uns beschützt und uns nichts trennen kann von seiner Liebe.

Der Psalm 27 schließt so: Sei getrost und unverzagt und harre des Herrn (Psalm 27,14 Lutherbibel) Sei stark und fasse neuen Mut! Setze deine Hoffnung auf den HERRN (Psalm 27,14 Basisbibel)

Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen