Offener Brief

an die Gemeinden

Liebe Gemeindemitglieder,

wir leben gerade in einer schweren Zeit. Menschen haben Angst, Mißtrauen und Vereinsamung wachsen, soziale Beziehungen werden auf eine harte Probe gestellt. Wir müssen jetzt einen klaren Kopf bewahren. Inzwischen ist es notwendig geworden, dass unsere Bundesregierung zu extremen Maßnahmen greift, um die Ausbreitung des Coronavirus zu verlangsamen. Viele werden ihn leider bekommen, sagen die Fachleute. Wir können nur hoffen und beten, dass die Erkrankungen glimpflich verlaufen.

Für uns als Gemeinde ist es eine Zeit der besonderen Herausforderungen: Wie können wir so miteinander umgehen, dass wir es gut miteinander haben? Wie können wir denen, die allein sind, zeigen, dass wir an sie denken? Wie können die Familien gut füreinander sorgen? Wie können wir die Zeit der Ungewißheit und des Wartens gut aushalten und gestalten?

Wir alle brauchen jetzt auch Momente der Entspannung, Zeiten, in denen wir lachen können, mal alles vergessen, unbeschwert sein können. Bittet Gott, euch zu berühren, wenn ihr selbst gerade niemanden habt, der das tun kann. Schenkt einander ein Lächeln
statt eines Händedrucks.

Wie gut, dass wir unseren Glauben haben. Er verbindet Menschen, die nicht zusammenkommen können, ja sogar Menschen, die sich nicht kennen. Unser Vater im Himmel verbindet uns und der Glaube, dass Gott mit seinem Geist bei uns ist und in uns wirkt. Laßt uns darum beten, dass er uns tröstet, uns Ruhe gibt im Vertrauen auf Gott und uns Mut macht, durchzuhalten und kreativ zu werden. Darum bitte ich in diesen Tagen auch für unsere Gemeinden, dass Gott mir zeigt, was jetzt gut für uns ist und was die Gemeindeleitung und ich als Pfarrerin tun kann.

Unser Landesbischof hat in seinem Brief an die Gemeinden (siehe auch homepage der Landeskirche) zwei Bibelverse zitiert: „Der Herr ist meines Lebens Kraft; vor wem sollte mir grauen?“ (Psalm 27,1) „Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit.“ (2.Timotheous 1,7)

Der Psalm 27 zeigt uns: Alles, was jetzt in uns vor geht, alle Sorgen, Nöte, alle Angst und Wut können wir ungefiltert vor Gott bringen. Gefühle und Bedürfnisse gehören zu uns. Wir sind so geschaffen und geliebt. Es geht um Gottvertrauen aber nicht um Weltfremdheit oder Naivität. Das zeigt das Zitat aus dem 2.Timotheusbrief. Einen klaren Kopf und Ruhe bewahren. Vorsichtsmaßnahmen beachten und einhalten. Gott will da sein auch in Angst und Wut, in Unsicherheit, in Bedrängnis und wenn wir ihn nicht spüren.

Lsst uns die Wege miteinander und zueinander nutzen, die wir haben: Als erstes das Gebet. Betet füreinander. Im Gebet sind wir verbunden mit allen Christen in der Welt. Im Gebet können wir Schutz und Geborgenheit erleben, aber auch Leere, Sprachlosigkeit und Gottesferne. Dann sprecht ein Vaterunser. Nehmt die Worte zu Hilfe, die Jesus Christus uns gegeben hat- gerade für Zeiten der Sprachlosigkeit. Lest die Psalmen, die euch Worte geben können, die ihr euch bisher nicht getraut habt Gott zu sagen. Lest wie Paulus in seinen Briefen an die Gemeinden den Menschen vom Evangelium erzählt und ihnen schreibt, wie die Liebe Gottes in den Gemeinden gelebt werden kann.

Als zweites Telefon und die sozialen Medien. Gott sei Dank können wir heute miteinander kommunizieren auch wenn wir uns nicht begegnen können. Sagt oder schreibt einander ein gutes Wort. Sucht Verse in der Bibel, die trösten und auferbauen. Laßt euch von Gott stärken und stärkt einander.

Wir suchen derzeit nach neuen Möglichkeiten, Gottes Wort in die Häuser zu bringen. Dafür werden wir einiges ausprobieren in den kommenden Tagen. Schauen Sie bitte vor allem ab Sonntag immer wieder nach auf www.kirchenzentrum-unterschwarzach.de Auf dieser Homepage haben wir die Möglichkeit, auch Videos einzustellen. Auf der Homepage www.ekimi.de sind derzeit leider nur Texte möglich. Die aktuellsten Nachrichten findet ihr in dieser Zeit jetzt immer auf www.kirchenzentrum-unterschwarzach.de Denn es kann sein, dass Informationen, die ich heute hier im Amtsblatt schreibe, morgen bereits überholt sein.

Ich bin weiterhin für euch da. Das ist mein Wille, meine Aufgabe und mein Auftrag. Daran soll mich nichts und niemand hindern. Mein Telefon ist Tag und Nacht eingeschaltet. Tel: 0157-36687121. Wie lange seelsorgerliche Besuche erlaubt sein werden, kann ich zum derzeitigen Zeitpunkt nicht sagen. Deshalb nutzt bitte das Telefon. Mein Arbeitsplatz ist Michelbach-Unterschwarzach. Auch dort bin ich für euch da.

Wir haben Kirchengemeinderäte, die sich sehr um das Wohl der Gemeinden sorgen, für euch beten, Ideen entwickeln und Zeit investieren. Euch, liebe KGR, ganz herzlichen Dank dafür. Da gibt es die Idee, für Senioren einzukaufen, die nicht aus dem Haus können. Es gibt die Idee Gottesdienste als Bausteine mit Einzelnen in den Häusern aufnehmen und digital zusammenzusetzen. Dazu können und brauchen wir viele Helfende, die in ihren eigenen vier Wänden mitmachen und ein Handy haben. Wer mitmachen möchte, melde sich bitte bei mir.

Liebe Gemeinde, auch ich mache mir Sorgen. Ich erlebe die Zeit zuhause als Zeit der inneren Einkehr und suche das Gespräch mit Gott mehr denn je. Ebenso wie für euch wird jetzt mein Gottvertrauen herausgefordert. Und mein Gebet, mit Gott die Dinge zu besprechen und ihm viel zuzutrauen in einer Zeit, in der der „Feind“ bedrohlich nahekommt, unheimlich, ungreifbar zu sein scheint. Liebe Gemeinde, glaubt mit mir und sprecht einander zu was Jesus im Matthäusevangelium sagt: „Siehe ich bin bei euch alle Tage, bis ans Ende der Welt“.

Pfrin. Angelika Schmidt
März 2020